Wenn er sich vorstellt, verwendet noch heute so mancher Bauer vom alten Schlag folgenden Wortlaut: „Hans hoaß i, da Moosbauer bin i, und Ettmüller schreib i mi.“ Er heißt also Hans Ettmüller und sein Haus nennt man „beim Moosbauer“. Je kleiner und überschaubarer ein Dorf ist, umso häufiger werden die alten Hausnamen noch heute zur Bezeichnung der Bewohner verwendet.

Viele Hausnamen gehen bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück, die den Dörfern viele neue Geschlechter brachte und durch dessen Verwüstungen viel älteres Namens- und Überlieferungsgut verschwunden ist. Während die Hausnamen von großen Bauernhöfen in der Regel unverändert seit mindestens 300 Jahren bestehen, haben sich die Hausnamen der Söldner und Häusler in den letzten 200 Jahren mehrmals verändert.

Die heutigen Ortsnamen sind eigentlich die ältesten Hausnamen. Mit dem Wachsen der Dörfer, der steigenden Vielfalt der Höfe an einem Ort, wurde es notwendig, jedes einzelne Anwesen mit einem eigenen Hofnamen zu unterscheiden. Auch hierfür wurde in ältesten Zeiten der Personenname des ersten Besitzers verwendet. Später spielte dann auch die Lage des Hofes eine Rolle. Befand er sich oben oder unten im Dorf, im Süden, Osten oder Westen, bei der Kirche oder am Bach. So nannte man einige Höfe etwa seit dem 13. Jahrhundert Ober-, Nieder-, Oster-,Wester-, Bach-, oder Kiermeier. Während der Bewirtschafter eines Bauernhofes meist Meier genannt wurde, hat sich für einen Söldner schon früh die Bezeichnung „Mann“ herausgebildet. Das sagen uns Hofnamen wie Hausmann, Bruckmann, Bachmann, Westermann usw.

Bis in das 16. Jahrhundert hinein wurde in vielen Fällen der Hofname zum Familiennamen eines Bauern und übertrug sich häufig sogar auf einen eingeheirateten Schwiegersohn. Besonders bei Einödhöfen war dies noch lange der Fall, während sich in den geschlossenen Dörfern der Familienname langsam vom Hofnamen trennte. Die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges führten schließlich dazu, dass viele alte Hausnamen verschwanden. Aus den Vor- oder Familiennamen der neuen Besitzer wurden schließlich andere Hofnamen gebildet, die sich häufig eben bis in die Gegenwart hielten.

Besonders häufig wurden auch Berufsbezeichnungen verwendet wie z. B. Weber, Bader, Schmied oder Wagner. Diese wurden oft nochmals ausgeschmückt indem sie mit dem Vornamen oder der Lagebezeichnung verbunden wurden. Badermichl, Bachschmied, Webergirgl, Lindenschuster oder Maurerhansl sind Beispiele dafür.

Hausnamen bringen uns also ein aufschlussreiches Bild vom Leben und Traditionen der Vergangenheit in den sich wandelnden Dörfern näher. Ansatzpunkt für ihre Erforschung ist die Hausgeschichte. Ergiebige Quellen hierfür sind alle Arten von Steuerkataster (Grundsteuerkataster, Häuser- und Rustikalsteuerkataster), hier sind die steuerpflichtigen Bürgschaften erfasst. Aufschlussreich sind auch die Briefprotokolle, in ihnen sind sämtliche Rechtsgeschäfte, Hofübergaben, Grund- und Hausverkäufe verbrieft.

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